Schönen Gruß von Gott
Zu Beginn des Jahrhunderts lebte im Schwabenland ein
Grobschmied mit dem Namen Huschwadel. Der war stark wie ein Bär und hatte große
Hände. Wenn er mit leeren Händen durch die Strassen ging, meinte man, er trüge
zwei Handkoffer.
Als Geselle begab er sich auf die Wanderschaft und kam in ein kleines Städtchen
in Thüringen.
Dort suchte er sich Arbeit, und auf dem Weg zur Herberge sah er ein Plakat:
«Heute Abend um 20 Uhr spricht Herr Professor X aus Berlin im Hinterstübchen
des 'Ochsen' zu dem Thema: Warum es Gott nicht geben kann!» Huschwadel denkt
bei sich: «Warum es Gott nicht geben kann? Ich habe doch eben mit ihm
gesprochen!» So findet er sich interessiert um 20 Uhr im Hinterstübchen des
«Ochsen» ein und muss mit anhören, wie ein kleiner Mann aus Berlin eine ganze
Stunde lang in der lästerlichen Weise über Gott herzieht. Seine Schimpf- und
Spottreden gipfeln in dem Satz: «Liebe Leute, wenn es Gott wirklich gäbe, dann
müsste er nach soviel Hohn und Spott jetzt einen Engel schicken, der mir vor
ihren Augen eine Ohrfeige gibt.»
Huschwadel erhebt sich, geht in aller Ruhe auf die Bühne und sagt: «Einen
schönen Gruß von Gott, für solche Banausen wie dich schickt Gott keine Engel,
das kann der Huschwadel auch besorgen!» Und dann legt er ihm die Hand an die
Backe. Denn wenn er zugehauen hätte, wäre der Mann wohl hingewesen.
Unser ganzes Leben sollte ein Gruß von Gott sein, ein sichtbares Zeichen seiner
Macht und Lebendigkeit, ein Ausdruck seiner Größe und Liebe. Für viele Aufgaben
schickt Gott keine Engel. Das können wir auch besorgen: Trösten und Raten,
Helfen und Lindern, Warnen und Mahnen.
«Aber ihr werdet den Heiligen Geist empfangen und durch seine Kraft meine
Zeugen sein in Jerusalem und Judäa, in Samarien und auf der ganzen Erde.»
Quelle: Axel Kühner, Überlebensgeschichten für jeden Tag,
Aussaat Verlag