Wenn die Flut kommt
Bei Ebbe, wenn die Wasser sich verlaufen haben, kann man sie
liegen sehen: Fischerboote. Schräg liegen sie auf dem Wattenmeer, schief und
untüchtig, als könnten sie nicht mehr. Schiffe, für frohe Fahrt und großen Fang
gebaut, liegen fest und unfähig im Schlick. - Aber dann kommt die Flut. Kleine
Wellen umspielen das Boot. Die Wasser werden höher, die Wellen kräftiger.
Plötzlich hebt sich das massige Schiff von der Erde und
schaukelt auf dem Wasser. Es gewinnt seine Bestimmung wieder und fährt hinaus
auf das Meer.
Ein wunderbares Bild für unser Leben. Wie oft kommt nach der Flut von Glück und
Liebe, nach Wellen der Freude und des Überschwangs die Ebbe. Alles wird leer
und trocken, unser Lebensschiff liegt auf der Erde fest. Alles ist schwer und
gedrückt. Es kommt uns vor, als hätten wir unsere Bestimmung verloren. Von
unheimlichen Kräften werden wir nach unten gezogen. - Und dann kommt die Flut
der Liebe Gottes. Seine Barmherzigkeit umgibt unser Lebensschiff, es löst sich
von der Erde, hebt sich und gewinnt neue Fahrt. Gottes Liebe ist stark wie die
Meeresflut. Sie hebt und trägt unser Leben durch das Meer der Zeit.
Wir Menschen sind nicht dazu gemacht, auf Grund zu liegen, im Dreck der Erde
festzusitzen. Unser Leben hat ein Ziel, wir sollen ausfahren auf frohe Fahrt
und großen Fang. Gottes Liebe ist die Flut, die uns nach einer Ebbe wieder hebt
und trägt und dieses Ziel, diese Bestimmung erreichen lässt.
«Denn durch den Heiligen Geist, der uns geschenkt wurde, ist
Gottes Liebe in uns.»